„Una mesa para una!“ – Über das Reisen als Single

Flughafen Düsseldorf – was nutzen einem Online-Check-Ins und eine Sitzplatzreservierung, wenn man am Ende neben zwei hustende pubertierende Schüler gesetzt wird. An demselben Tag erfuhr ich, dass für Schulkinder in Fliegern keine Maskenpflicht besteht. Nun sitze ich also da, wo ich sitze.
Eine Ermutigung des Jungens sich eine Maske aufzusetzen oder in den Ellenbogen zu husten, könnte eventuell als gesellschaftlicher Affront gewertet werden. Und mit wem müsste ich mich dann auseinandersetzen: Heike und Bernd, den Eltern des jungen Mannes. Ein Pärchen Mitte 40, welches durch ihre langjährige Beziehung, welche sie selbst als „akzeptabel“ bezeichnen, gekennzeichnet ist.
Heike und Bernd sitzen wahrscheinlich aus guten Gründen sieben Reihen hinter ihren Abkömmlingen – Die einzige Form von Urlaub, die sie in den kommenden zwei Wochen Costa Blanca genießen werden.

Angekommen im Hotel entscheide ich mich aufgrund der späten Stunde nach draußen zu gehen und etwas zu essen.
„Ein Tisch für eine Person“ – „Wirklich?“ – „Ja!“-„Warum gehen Sie alleine essen?“ – „Warum nicht?“-„In Ordnung. Die Tapas und das Bier gehen aufs Haus.“-„Warum?-„Warum nicht? Wir sind für heute Abend Ihre Freunde“. Da es bereits nach 22 Uhr in der Woche ist, ist das Lokal fast leer. Die Inhaber, ein älteres Pärchen, setzen sich zu mir. „Wo ist ihr Ehemann?“ – „Ich weiss nicht, den habe ich noch nicht gefunden“; „Warum reisen Sie denn alleine?“-„Wie soll ich die Welt kennen lernen, wenn ich zuhause sitze und auf einen Mann warte?“-„Das stimmt allerdings“.

Der nächste Morgen. Frühstücksbuffet am Hotel. Meine langjährige Erfahrung lehrte mich, dass verzweifelte Pärchen oft auf der Suche nach einem Tisch sind, welchen sie sich ähnlich wie die Liegen am Pool reservieren. Meistens sind es jedoch Handtaschen oder Schlüssel, die sie auf den Stühlen oder Tischen des Restaurants platzieren. Alles aus der Angst heraus nichts zu essen mehr zu bekommen oder stehen zu müssen? Somit kam ich zu dem Schluss, dass man als Single eigentlich nur eine Chance hat. Alles was man essen möchte auf einmal zu platzieren. Denn sobald eines dieser Pärchen einen leeren Teller erspäht, gehört der Tisch ihnen, sofern man sich auch nur zwei Meter entfernt. Eiskalt. Und mit einem frustrieten Pärchen und dessen aufgestauter Energie der letzten Jahre möchte man sich nicht anlegen.

Ich gehe Richtung Strand und setzte mich auf eine Picknickbank an der Promenade. „Dürfen wir uns dazu setzten? Meine Frau feiert heute Geburtstag und wir wollen sie heute überraschen“-„Ja natürlich“ –„Wir kommen aus der Bretagne und Sie?“-„Aus Deutschland“-„Ach sehr schön. Kennen Sie die Bretagne? -„Ja sicherlich“-„Kommen Sie uns mal besuchen.“ Der Rest der Familie trifft nach und nach ein. Vor fünf Minuten saß ich noch alleine auf einer Bank und inzwischen bin ich umgeben von einer französischen Großfamilie. „Möchten Sie mit uns etwas Wein trinken“-„Ja gerne“.

Inzwischen genieße ich die Vorzüge des Single-Daseins.
Wenn ich ein Hotelzimmer betrete ist es still – Eine angenehme Stille.
Entscheiden zu können, wann ich wo hin gehe, wann ich ein Schläfchen mache und wann ich wo essen gehe. Und das Wichtigste – dort neue Menschen kennen zu lernen, denen ich sonst nie begegnet wäre.

Studien der letzten Jahre haben ergeben, dass Singles weniger Geldsorgen haben, eine einfachere Jobsuche haben und das Beste – einen besseren Schlaf!

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