Said

Said war grade acht,
sein Onkel der anerkannteste Mann der Stadt.
Mit 20 Goldstücken zog er los
und fühlte sich damit ganz groß.
Stolz zeigte er dem Onkel
die davon erst gekauften Sachen –
Stolz, denn es war das Erste
was er allein durfte machen.

Denn die Stadt war groß und grausam,
sowie voller Hass,
doch bei seinem Onkel da fühlte er sich wohl,
denn dort zählte nicht der Name
der dort stand in seinem Pass.

„Said, geh ins Haus und mach mir etwas Tee“.
Er ging – er hörte einen Knall und dachte nur „oh weh“.
Noch bevor er zurückkehrte, wusste er, dass er sich eigentlich wehrte
gegen den Anblick der ihn nun umkehrte
in dem was er vom Leben noch erwartete.

Der Kopf seines Onkels nicht mehr zu erkennen –
dessen Blut vermochte die Straße nur noch in zwei Seiten zu trennen.
Said wusste das war nicht das was er wollte,
aber das was seine Eltern sagten, das was er sollte.

So lebte er weiter, eröffnete einen Laden,
vom Erwerb her brauchte er auch nicht klagen,
doch es war der Freund den er mit aufnahm,
der für seine eigenen Schulden nicht mehr aufkam.
So war es also für Said, sein eigner Freund der ihn betrog
und weithin belog zu seinem eigenen Profit
und Said merkte er kam dort einfach nicht mehr mit.

Er musste gehen, seine Heimat nun verlassen,
denn er merkte er begann sie nun nur noch mehr zu hassen.
Einem Regime dessen Ordnung er nicht mehr folgen wollte,
denn es war doch ein Leben voller Hoffnung und Freiheit das er führen sollte.

So nahm er sein Erspartes und zog los.
Iran, Syrien, Türkei wohin wollte er bloß.
Zu Fuß nach Deutschland, das war was er sah
als einzige Option seiner Hoffnung auf ein besseres Leben so nah.

War es nur noch die Sprache die er hätte sollen lernen,
doch es war auch hier der Staat der zunächst seine Hoffnung ließ im Fernen.
Said lernte und lernte doch es dauerte bis er dürfte arbeiten,
dennoch wusste er, es lohnte sich zu kämpfen,
denn sie waren weitaus offener hier die Menschen.

Endlich ein Gefühl von Heimat, das ihn nun erfüllte.
Eine Heimat in der Gewalt verurteilt und verfolgt wird,
in der sich in jedem Tag auch eine neue Chance verbirgt.
Eine Chance auf Fortschritt und ein glückliches Leben,
das wofür er einst bereit war doch Alles zu geben.

Said ist glücklich das erste Mal in seinem Dasein –
Kann denn das nun wirklich auch wahr sein?

Es ist sein Bruder aus der Heimat der ihn daraufhin fragt,
die Schwerster seiner Frau über die man im Allgemeinen sagt
eine ehrenvolle Frau mit Hoffnung auf viel mehr,
etwas das sie sich wünscht so sehr.

Ist es nicht Said dem dies einst widerfuhr?
Also wäre es nicht nur gerecht wenn einst nur
ihr Wunsch in Erfüllung gehen würde?
Said sie also einst rechtmäßig ehelichen würde?

Said ist sich bewusst er hatte einen großen Segen
und es ist die Schwägerin des Bruders, die verdient ein besseres Leben.
Also fügte er sich dem Regime vor dem er doch einst floh.
Immerhin wird dort erwartet eine Frau zu ehelichen egal ob irgendwo.
Also stimmte er dem Ganzen zu.

Weiterhin verfolgt in der eigenen Heimat, bleibt nur noch die Türkei
als der Ort in dem beide sind halbwegs frei.
Danach hofft er nur noch auf den deutschen Staat,
der doch über so viel Möglichkeit vermag.
Doch es ist der Staat der es ihnen untersagt.
„Er könne doch zurück in seine Heimat falls er es mag“.

Also treffen sie sich weiter von nun an im Grenzgebiet der Türkei.
Am Ende probieren sie dennoch so Allerlei.
Und endlich erwartet sie sein Kind
in der Hoffnung, dass der deutsche Staat sie nun doch noch nimmt.

Doch trotz immenser Anwaltskosten darf sie weiterhin nicht kommen.
Ob es wirklich Liebe ist, hat Said bist jetzt noch nicht vernommen.
Denn wie auch, wenn man sich kaum sieht.

Es ist also die neue Heimat in die er weiter flieht.

Said hat aufgegeben, denn welche Hoffnung besteht nun noch.
Hatte er nun alles gegeben, doch
der Staat wollte seine Frau nicht nehmen,
also lebt er wieder sein normales Leben.

Er lernt jemanden kennen und kann es kaum benennen, –
ist es nun Liebe die er das erste Mal empfindet?
Doch es ist genau diese Hoffnung die dann auch schwindet,
denn es ist die Nachricht nun vom Staat –
es ist das neu geborene Kind das es nun vermag
die Mutter zu ihm hin ins neue Land zu führen,
sodass er das erste Mal kann Frau und Kind berühren.

Was ist es, das er nun empfindet? Freunde oder Trauer für die Ewigkeit?
Egal was, – Eins von Beidem wird das Einzige sein, das ihm noch bleibt.
Natürlich folgt er der Verantwortung, es ist nur diese eine Wahl die er hat.
Auch wenn er nichts mit ihr teilt und es die alte Heimat ist, die sie am Ende doch in ihrem Herzen hat.

Said floh einst vor einem Regime,
dessen Meinung er nicht teilte,
denn es war die Freiheit und Gerechtigkeit die ihm fehlte,
doch auch wenn er eigentlich der neuen Welt nun begnete,
bleibt er doch gefangen.
Und das obwohl es die Glocken der Freitheit waren, die einst klangen.

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„Una mesa para una!“ – Über das Reisen als Single

Flughafen Düsseldorf – was nutzen einem Online-Check-Ins und eine Sitzplatzreservierung, wenn man am Ende neben zwei hustende pubertierende Schüler gesetzt wird. An demselben Tag erfuhr ich, dass für Schulkinder in Fliegern keine Maskenpflicht besteht. Nun sitze ich also da, wo ich sitze.
Eine Ermutigung des Jungens sich eine Maske aufzusetzen oder in den Ellenbogen zu husten, könnte eventuell als gesellschaftlicher Affront gewertet werden. Und mit wem müsste ich mich dann auseinandersetzen: Heike und Bernd, den Eltern des jungen Mannes. Ein Pärchen Mitte 40, welches durch ihre langjährige Beziehung, welche sie selbst als „akzeptabel“ bezeichnen, gekennzeichnet ist.
Heike und Bernd sitzen wahrscheinlich aus guten Gründen sieben Reihen hinter ihren Abkömmlingen – Die einzige Form von Urlaub, die sie in den kommenden zwei Wochen Costa Blanca genießen werden.

Angekommen im Hotel entscheide ich mich aufgrund der späten Stunde nach draußen zu gehen und etwas zu essen.
„Ein Tisch für eine Person“ – „Wirklich?“ – „Ja!“-„Warum gehen Sie alleine essen?“ – „Warum nicht?“-„In Ordnung. Die Tapas und das Bier gehen aufs Haus.“-„Warum?-„Warum nicht? Wir sind für heute Abend Ihre Freunde“. Da es bereits nach 22 Uhr in der Woche ist, ist das Lokal fast leer. Die Inhaber, ein älteres Pärchen, setzen sich zu mir. „Wo ist ihr Ehemann?“ – „Ich weiss nicht, den habe ich noch nicht gefunden“; „Warum reisen Sie denn alleine?“-„Wie soll ich die Welt kennen lernen, wenn ich zuhause sitze und auf einen Mann warte?“-„Das stimmt allerdings“.

Der nächste Morgen. Frühstücksbuffet am Hotel. Meine langjährige Erfahrung lehrte mich, dass verzweifelte Pärchen oft auf der Suche nach einem Tisch sind, welchen sie sich ähnlich wie die Liegen am Pool reservieren. Meistens sind es jedoch Handtaschen oder Schlüssel, die sie auf den Stühlen oder Tischen des Restaurants platzieren. Alles aus der Angst heraus nichts zu essen mehr zu bekommen oder stehen zu müssen? Somit kam ich zu dem Schluss, dass man als Single eigentlich nur eine Chance hat. Alles was man essen möchte auf einmal zu platzieren. Denn sobald eines dieser Pärchen einen leeren Teller erspäht, gehört der Tisch ihnen, sofern man sich auch nur zwei Meter entfernt. Eiskalt. Und mit einem frustrieten Pärchen und dessen aufgestauter Energie der letzten Jahre möchte man sich nicht anlegen.

Ich gehe Richtung Strand und setzte mich auf eine Picknickbank an der Promenade. „Dürfen wir uns dazu setzten? Meine Frau feiert heute Geburtstag und wir wollen sie heute überraschen“-„Ja natürlich“ –„Wir kommen aus der Bretagne und Sie?“-„Aus Deutschland“-„Ach sehr schön. Kennen Sie die Bretagne? -„Ja sicherlich“-„Kommen Sie uns mal besuchen.“ Der Rest der Familie trifft nach und nach ein. Vor fünf Minuten saß ich noch alleine auf einer Bank und inzwischen bin ich umgeben von einer französischen Großfamilie. „Möchten Sie mit uns etwas Wein trinken“-„Ja gerne“.

Inzwischen genieße ich die Vorzüge des Single-Daseins.
Wenn ich ein Hotelzimmer betrete ist es still – Eine angenehme Stille.
Entscheiden zu können, wann ich wo hin gehe, wann ich ein Schläfchen mache und wann ich wo essen gehe. Und das Wichtigste – dort neue Menschen kennen zu lernen, denen ich sonst nie begegnet wäre.

Studien der letzten Jahre haben ergeben, dass Singles weniger Geldsorgen haben, eine einfachere Jobsuche haben und das Beste – einen besseren Schlaf!

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„Ich sag, jetzt zeig mir etwas Echtes, – und er schickt mir Nudes“

Hallo schöne Frau, hoffe es geht dir gut? LG. Bist echt heiss wenn ich das sagen darf. Was ich alles mit dir machen würde. Stunden lang. Natürlich nur was du willst. Würde mich freuen von dir zu hören. Liebe Grüße und Küsschen.

Kann ich dir bitte mal ein Foto von meinem Besten Stück schicken und du sagst mir, wie er dir gefällt?“

Guten Abend, hast du Sex für Geld?“

„Hey ich will nicht lange drum herum reden. Ich suche jemanden für unkomplizierten Sex und fand dich einfach attraktiv. Ich biete dir 500 Euro für eine Nacht. Lust?

Dies sind die Nachrichten, die man bekommt, wenn man online ein Bild von sich während eines Spazierganges mit seinem Hund postet. Niemand würde sagen, „Hey ich kenne dich, ich habe ein Paper über Quantorenforschung von dir gelesen.“ – Gut, das wäre wahrscheinlich auch etwas zu abgefahren, aber worauf ich hinaus will – warum ist es wahrscheinlicher obszöne Nachrichten als Frau zu bekommen, als irgendetwas anderes auf dieser Welt. Und warum wird es oft toleriert?

Tatsächlich lässt sich aus Nachricht 1 und 2 heraus lesen, dass die jungen Herrschaften möglicherweise schon einmal mit dem Gesetz konfrontiert wurden. Zumindest berufen sie sich auf die Einvernehmlichkeit.

Das Versenden von Dick Pics ist eine unaufgeforderte Verbreitung von pornographischen Schriften und laut §184 des Strafgesetzbuches eine Straftat.

Trotzdem tun es genügend. Ob es Unwissenheit oder Ignoranz ist – vermutlich letzteres.

Warum schreibe ich dies? Vor wenigen Tagen erfuhr ich, wie mehrere meiner Kolleginnen verbal und körperlich belästigt und genötigt wurden auf der Arbeit. Alle von der selben Person und bei allen handelt es sich um Frauen, die in ihrer Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen machten. Keine traute sich adäquat nein zu sagen, da sie alle Angst hatten, es könnte negative Konsequenzen für sie haben oder man könnte ihnen vorwerfen, dies sogar provoziert zu haben. Und diese Form von Scham wäre für alle schlimmer gewesen als es einfach über sich ergehen zu lassen. Zur Sprache, dass diese Dinge passierten, kam dies erst in einer Runde unter Kolleginnen, nachdem die besagte Person gekündigt hatte und nicht mehr wiederkommen würde.

Und das ist traurig. Dinge zu akzeptieren, weil die Gesellschaft es eigentlich noch von ihnen erwartet, trotz Jahre der Emanzipation. Sich zu fragen, ob es normal ist, dass Männer wollen, dass man ihnen Nudes schickt, und dass bei jeder Ablehnung dies zu tun, man als unnormal bezeichnet wird, da dies doch alle tun würden und man so jetzt einfach nur hunderte von Jahren Feminismus kaputt machen würde, in welchem Frauen für ihre Nacktheit kämpften. Somit passiert es also ganz schnell, dass sich das Opfer plötzlich in der Täterrolle befindet. Ohne dass jemand dies logisch hinterfragt.

Dies ist eine Aufforderung an alle, denen so etwas passiert, allen Mut zusammen zu nehmen und „nein“ zu sagen. „Nein“ weil man das als Mensch nicht verdient hat und „Nein“ für alle anderen Frauen dieser Welt, die es genau so wenig verdienen in der Zukunft.

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