„Wir brauchen ein neues Papier“

SPD in Detmold

SPD in Detmold

Als krönenden Abschluss des „Wahlkampfes“ besuchte Steinmeier diesen Samstag seine alte Heimat: Das Lipperland. 6500 Menschen versammelten sich vor dem Theater in Detmold um seine Rede live mitzuerleben. Ungefähr 100m von Steinmeier entfernt stand ich neben meiner schwarz-gelben Freundin, die mich alle 5 minuten fragte, ob wir endlich gehen könnten. Auch wenn ich Steinmeier nicht für den besten Redner aller Zeiten halte, war ich trotzdem froh, dass ich diejenige mit dem Autoschlüssel in dem Moment war.

Nach jedem „Können wir endlich gehen“ folge ein „ich fühle mich nur bestätigt darin die SPD nicht zu wählen“von ihr.  Natürlich fühlte sich meine rote Seele dadurch leicht angegriffen. Ich bin mir bewusst, dass auch die SPD ihre Ecken und Kanten hat. Regulierung der Hedge- und Private-Equity-Fonds und stärkere Finanzmarktaufsicht sind auch mir zu rot. Genau so, wie mir Ausweitung der Kennzeichnung von genetisch veränderten Erzeugnissen und der komplette Atomaustieg bis 2010 zu grün sind.

Liest man sich das Programm der CDU durch, kann es passieren, dass man sich wundert, wieviel Ähnlichkeit im Grunde zwischen deren Programm und dem der SPD herrscht, unabhängig von der Frage über die Atomkraft. Beide propagieren mehr Geld in Bildung und Forschung zu investieren, CO2 Emissionen zu verringern, Familienpolitik zu stärken etc. Neben diesen, ja schon fast verführerisch-liberalen Angeboten der CDU, schleichen sich regelmäßig Aussagen ein, wie „konfessioneller Religionsunterricht zum Pflichtfach, denn junge Menschen brauchen Werte und Tugenden“, „Begrenzung und Steuerung der Zuwanderung“, „Wir halten ein vereinfachtes Ausweisungsrecht und eine Visa-Einlander-und-Warndatei für dringend geboten“ und „Wir wollen die Gefahr bannen, dass von Afghanistan Instabilität und Terror auf andere Teile der Welt ausstrahlt“. Welch modernes Weltbild: Staatsführung und Religion zu vereinen, christlicher Religionsunterricht und Stärkung der christlichen Jugend, damit auch ja in Zukunft keine Andersgläubigen in unser Land kommen, die uns ihre verrückten Ideen und Ansichten aufdrängen könnten.

Da lob‘ ich mir ja die FDP bei denen jeder sein eigenes Ding drehen kann. „Mehr Netto vom Brutto“, „Mehr Wettbewerb und weniger Ideologie“. Die soziale Marktwirschaft, bzw. der Sozialstaat an sich wird sowieso total überbewertet. Wen interessiert es schon, ob unsere Steuergelder in Kindertagesstädten oder in so verrückte Dinge wie Renten oder Versicherungen fließen. Und was sollen eigentlich Subventionen, wer braucht die schon. Und jemand der für Studiengebühren ist, kann auch durchaus dann so sinnvolle Aussagen machen, wie „Wir wollen nicht, dass jemand aus finanziellen Gründen vom Studium abgehalten wird. Deshalb Aufbau eines Stipendiensystems“. Schön sind auch derartig unwidersprüchliche Aussagen, wie „Zur Abwehr von Gefahren setzen wir auf eine schlagkräftige Nato, eine gestärkte europäische Union und auf Abrüstung. Wehrpflicht ist nicht mehr zeitgemäß, daher sind wir für eine moderne Freiwilligenarmee“.  Freiwilligenarmee ist ne super Idee, vorallem wenn man einen militärisch so unabhängigen Verein, wie die Nato unterstützen möchte. Und jetzt mal ganz ehrlich: Wollt ihr den Westerwelle etwa nicht als Außenminister haben?

Aber am genialsten sind sowieso die Grünen. Die haben nämlich auch eine Wahlprogrammfassung die jeder verstehen kann. Es lohnt sich immer wieder daraus zu zitieren. Die Aussagen sprechen für sich „Respekt ist z.B.: Wenn man freundlich zu anderen Menschen ist. Wenn man andere Menschen ernst nimmt. Wenn man zuhört, wenn andere etwas sagen. Egal ob es alte Menschen sind. Kinder oder Erwachsene. Behinderte oder Nicht-Behinderte.“, „In Deutschland geht es vielen heute schlecht. Sie können sich nicht jeden Tag etwas zu essen kaufen.“, „Wir brauchen den Vertrag von Lissabon. Das ist ein sehr wichtiges Papier. Aber nicht alle Länder finden den Vertrag gut. Es ist aber ganz wichtig, dass alle Länder den Vertrag gut finden.“, „Wir brauchen ein neues Papier. Das Papier heißt: Green New Deal. Das ist Englisch. Und wird so gesprochen: Grien Nju Diel“. Jeder 8-jährige weiß jetzt was gut und was schlecht in Deutschland ist und wie Green New Deal im proper English ausgesprochen wird. Warum manche Dinge gut und manche schlecht sind, ist irrelevant. Nur schade, dass die meisten Menschen, die der Text anspricht frühstens zur nächsten Wahl in 12 Jahren wählen gehen dürfen.

Nach genauerer Betrachtung der verschiedenen Programme kann ich nur sagen „Ich fühle mich nur darin bestätigt, die SPD doch zu wählen“

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