Lissabon 2012

9 Tage Lissabon mit Ibo!
„Stand-by“- Passagier – dies waren die ersten Worte, die mir Air France entgegnete, was soviel bedeutet wie „Du kommst hier net rein!“. Glücklicherweise erhielt ich kurz vor Boarding doch noch einen Sitzplatz. Beim Boarding ereilte uns die Befürchtung, der Türsteher würde uns nicht ins Flugzeug lassen, da wir definitiv underdressed waren für den Linienflug von Düsseldorf nach Paris und weder Passagiere noch Personal unserer Sprache mächtig waren. Wie durch ein Wunder erreichten wir gegen Abend Lissabon-Flughafen und da ich das Glück hatte, einen fetten Stand-by Aufkleber auf meinem Koffer zu haben, kam unsere Gepäck auch direkt als erstes auf dem Laufband an, da es vermutlich als letztes eingeladen wurde.

Völlig gespannt auf unser gemischtes 6-Bett-Zimmer, kamen wir dann im Hostel an. Unser 6-Bett-Zimmer stellte sich dann als 8-Bett Zimmer heraus, in dem aber nur eine weitere Person lag. Es handelte sich um einen Portugiesen, etwa unseren Alters, dessen wohltuender Nikotin-Duft den ganzen Raum erfüllte und der aus seinen Bierdosen neben dem Bett schon das gesamte Lissabonner- Metronetz hätte nachstellen können. Mehrmals in der Nacht erfreute uns unser neuer Mitbewohner mit erleuchtenden Selbstgesprächen und einem erquickenden Raucherhusten. Wenige Tage später reiste dieser aber leider schon ab.

Unsere erste Nacht in Lissabon stellten wir uns einfach übelst krass vor. Es konnte ja schließlich nicht umsonst in sämtlichen Reiseführern heißen „Lissabon – die Partymetropole“. Nach dem wir geschlagene 90 Minuten durch die Stadt irrten, erreichten wir gegen 00.30 Uhr eine Bar /einen Club an dessen Eingang wir mit einem Getränk und den Worten „Gleich geht’s los, nehmt noch kurz Platz“ empfangen wurden. Somit setzen wir uns, bis es denn dann endlich los gehen sollte auf ein Sofa im Eingangsbereich. Etwa zwei Stunden später ging es dann auch wirklich los und die ersten Gäste erschienen. Das Erste was wir also in einer unseren ersten Nächte lernten: Portugiesen gehen erst ab 2 Uhr morgens zum Feiern vor die Tür – vorher wird erst mal ordentlich geschlafen. Dies hatten wir allerdings nicht getan, weshalb wir schon eine Stunde später nach einem „Gin da Casa“ (ungefähr 90% Gin und 10% Tonic) das dringende Bedürfnis hatten, schlafen zu gehen. Die nächsten Partynächte mussten also besser vorbereitet werden. Wir hörten von einem Club – der absolute Insider Tipp – das absolute Muss, ein Ort bei dem man unbedingt gewesen sein musste. So gingen wir in den nächst gelegenen Lidl, um uns mit genügend Getränken auszurüsten, die uns bis um 2 Uhr morgens fit halten sollten. In der Zwischenzeit, hatten wir einen neuen Mitbewohner erhalten: Juan-Miguel oder Jose-Manuel – den Namen konnten wir uns leider nicht merken, wir wussten nur noch, dass er aus Albacete kam,  nur Spanisch sprach und für eine Nacht in der Stadt blieb. Wir fragten ihn, welch Orte man in Spanien unbedingt besuchen sollte und er riet uns dringend, die Insel Mallorca aufgrund ihrer wunderschönen Landschaft zu besichtigen. Ich entgegnete ihm, dass er bestimmt ein schlimmes Bild von uns Deutschen hätte, wenn er uns nur als saufende Turis erlebt hätte, doch Jose-Manuel/Juan-Miguel verneinte dies und beschloss an dem Abend mit uns feiern zu gehen, er müsste vorher nur noch ein paar Dinge erledigen. Als Jose-Miguel/Juan Manuel dann wieder ins Zimmer kam, saß ich grade auf dem Boden, während ich Vodka in eine Plastikflasche schüttete. Anscheinend war ich die Inkarnation mallorquinischen Vorurteils.  Kurze Zeit später erklärte uns Jose, dass er müde sei und nicht mitkommen könne. Wie auch immer – gegen 2 Uhr erreichten wir dann jenen besagten Club und sobald wir am Türsteher vorbei waren, erblickten wir ein Schild auf Portugiesisch, was soviel bedeutete wie „Mindestverzehr 240 Euro“. Da wir nie im Leben so viele Alkopops und Cola in einer Nacht hätten trinken können, beschlossen wir wieder zu gehen, ehe wir überhaupt richtig drinnen waren. Somit irrten wir dann durch die Nacht, auf der Suche nach all den Party-Peoples dieser Stadt. Gegen 3.30 Uhr gingen wir dann wieder zurück ins Hostel. Auf unserem Heimweg wären wir fast von zwei nubischen Brüdern überfallen worden, diesen reichten allerdings 6,50 Euro für unser beider Leben und somit kamen wird endlich wieder an und versuchten ins Bett zu kommen ohne Jose-Miguel zu wecken. In dieser Nacht hatten wir begriffen, warum alle Leute immer im Hostel blieben um Party zu machen, und dies wurde dann auch zu unserem weiteren Plan.

Die nächsten Tage waren unsere Zimmergenossen zwei Raumfahrt- und Flugzeugtechnik studierende Backpacker aus Stuttgart. Diese spielten mit uns ein Trinkspiel mit ganz viel Würfeln, was wir bis heute nicht richtig verstanden haben, es aber am Ende so drehen konnten, dass nicht sie uns, sondern wir sie abfüllen konnten.

Die letzten Tage schienen wir alleine in unserem großen Zimmer zu verbringen. Die Stadt erkundeten wir zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Relativ schnell stellten wir fest, dass die Portugiesen eines unglaublich leidenschaftlich tun: Demonstrieren. Eine Demo folgte der anderen. Wofür ist egal, Hauptsache gegen den Fiskalpakt. Und auch die öffentlichen Verkehrsmittel ließen sich regelmäßig auf ein paar Stunden Streik ein. Schnell wurde uns die Gelassenheit der Portugiesen gegenwärtig. Eine Dame die auch auf ihren Zug wartete fragten wir, ob sie wisse, wann der nächste wieder fahren würde. Daraufhin antwortete sie „Och vielleicht zwei oder drei Stunden – mal gucken“.
Die letzte Nacht in unserem Hostel wurden wir unerwarteter weise  von einer Gruppe brasilianischer, minderjähriger Models geweckt, die mitten in der Nacht in unser Zimmer kamen um eine Art zwei-stündiges Plastiktüten Wettrascheln zu veranstalten. Als Sie endlich fertig waren, reiste ein gemischt  asiatisch-finnländisches Pärchen an, bei dem der Mann, als hoch gebauter Finne, deutliche Probleme hatte, sich nachts in das schwedische Hochbett zu legen. Somit schliefen wir diese Nacht kaum. Wie gut, dass wir einen 4-Stündigen Aufenthalt am Pariser Flughafen hatten, bei dem wir ja genügend schlafen konnten. Am Ende verabschiedete uns die Stewardess von Air-France, die durch Turbulenzen leicht abgelenkt wurde, mit feinstem Französischen Akzent „Dear Passenger, we are now arriving at Düsseldorf Airport. Please return to your shit!. Uh excusez moi – Please return to your seat!“

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