„Darfst du denn schon wählen?“

Landtagswahl- Ich freu mich jedes Mal wie ein Eichhörnchen wenn Wahlen sind, weil es immer wieder gut tut neben den drei Buchstaben SPD sein Kreuzchen zu setzten und sich so einzubilden man könne mitbestimmen bei dem im Land so abgeht. Außerdem macht es immer wieder Spaß, die BüSo auszulachen für ihre 0,1 % die sie an Stimmen erhalten.
Ich begebe mich also Richtung Hauptschule, wo regelmäßig die Wahlen für meinen Bezirk stattfinden. Ich betrete den Raum und vor mir sitzen drei ältere Herren die so aussehen als hätten sie 1932 bereits schon wählen dürfen. Ich halte meinen weißen Wahlbenachrichtigungszettel und meinen Ausweis in der Hand. Die drei Herren sehen mich an und sagen immer noch nichts. Nur einer von ihnen entgegnet meinem „Guten morgen“. Ich bin etwas irritiert und drücke einem der Herren meinen Ausweis in die Hand (keinen Plan warum ich das gemacht habe; ich glaube es war der leicht braune Schimmer der sie umgab und mir schon beim Betreten des Raums etwas Angst machte).  Der ältere Herr blickt auf die Vorderseite meines Ausweises und sagt „Hier steht gar nicht drauf, wo Sie wohnen“ ich sage ihm „Das steht auf der anderen Seite“ Er dreht den Ausweis um und versucht krampfhaft zu lesen was draufsteht. „Das steht hier auch nicht“ Ich zeigte drauf und sage „Doch, hier oben. Schweriner Straße“ – „Aha“ Er blättert in der seiner Liste, wo alle Wahlberechtigten nach ihren Straßennamen alphabetisch geordnet sind. Nach gespührten 10 Minuten kommt er bei „M“ an und blättert wieder zurück. „Sie stehen hier nicht auf meiner Liste“ – „Doch, Sie müssen nur noch etwas weiter blättern, bis Sie bei „S“ angekommen sind“ – „Aha- Ach ja hier unten stehen Sie. Kim… So jung… Darfst du denn schon wählen, Kim?“ – „Ja, darf ich“ entgegne ich ihm, während ich mir denke „Ja auch wenn ich ich die 1,60m nicht mehr erreicht habe, darf ich trotzdem schon wählen“ Hinter mir schien sich bereits eine 20m lange Schlange gebildet zu haben. Ich frage ihn, ob er vielleicht den weißen Zettel mit den Wahlbenachrichtigung haben möchte. „Das sagst du mir erst jetzt und lässt mich suchen??? Jetzt will ich ihn auch nicht haben“ Während es dem Mann aufgrund seines Alters schon an Sehvermögen zu fehlen schien, schien es den anderen beiden älteren Herren an Gehör zu fehlen. „Herbert, darf das Mädchen wählen?“ „Ja darf sie- so jung und darf schon wählen“ Ich sehe die drei Herren an und hoffe, das mir einer von ihnen meinen Wahlzettel gibt. „So, du darfst jetzt wählen gehen“ sagt einer von ihnen. Niemand gibt mir einen Zettel und die drei Herren sehen mir verdächtig danach aus, als hätten sie einfach alle Zettel hinter die Wahlkabinen gelegt. Also gehe ich in die Wahlkabine, bzw. hinter den Lichtschutz der auf einem Tisch augestellt wurde. Doch da liegt nichts. Ich gucke hervor und fiepe „Ich hab keinen Zettel“ einer der Herren holt einen Karton mit Zetteln unter seinem Tisch hervor, grinst mich an und sagt „Hier“. Ungefähr die hälfte aller Menschen, in der Schlange hinter mir, die inzwischen schon mindestens 40 m lang geworden war, begannen zu schmunzeln und zu kichern.
Ich hätte es nie gedacht, aber natürlichste Sache der Demokratie kann auch ganz schön peinlich sein.

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